Dass man versehentlich mal Daten löscht, kommt immer wieder mal vor und viele Anwender greifen in solchen Fällen zu kostenlosen Tools um verlorene Inhalte wiederherstellen und retten zu können. Zu den bekanntesten hierunter zählen Recuva und viele weitere, der Markt an kostenlosen Alternativen hierfür ist schier unerschöpflich.
Dennoch ist es wichtig sich über einige Punkte vor der Wiederherstellung im Klaren zu sein:
Daten wiederherstellen und retten - Was sollte man wissen ?
1. Unterschiede bei der Wiederherstellung gelöschter Daten an SSD und konventioneller Festplatte
Anwender sollten sich bewusst sein, dass es nicht unerheblich ist, ob Inhalte an einer SSD oder an einer konventionellen Festplatte versehentlich verloren gingen. Denn die Art der Datenspeicherung und der jeweiligen Technologie dahinter ist hierbei grundsätzlich verschieden. Aus Perspektive der Datensicherheit liegen die Chancen auf eine erfolgreiche Wiederherstellung von Daten bei einer konventionellen Festplatte definitiv besser. Der größte Nachteil einer SSD ist hierbei die TRIM-Funktion, denn sie sorgt dafür, dass Alt-Daten in einem Block gelöscht werden und nicht erst dann, wenn eine einzelne Datei auf die SSD geschrieben wird. Dieses blockweise leeren von Alt-Referenzierungen ist unter aktuellen Windows-Versionen automatisch implementiert und lässt sich nicht beeinflussten, auch die Intervalle, wann eine TRIM-Funktion ausgeführt wird, lassen sich hierbei ebenfalls nicht kontrollieren. Einzig eine komplette Abschaltung der TRIM - Funktion wäre eine Option, was jedoch erhebliche Leistungseinbußen mit sich bringt und den eigentlichen Nutzen einer SSD somit kontakariert.
2. Kostenlose Freeware Programme - Probleme mit spezifischen Dateiformaten und Rohdaten-Scans
Jede Datei, ganz gleich welche, trägt spezifische Informationen im Metadaten-Header in sich. Diese Informationen sind für Anwender nicht sichtbar, denn sie stehen im Binärcode, der die Datei bildet. Metainformationen sind für die Datenwiederherstellung immer dann wichtig, wenn eine Referenzierung über das Dateisystem nicht mehr möglich ist. Dann sammelt die Software, bzw. das entsprechende Recovery Programm, im Rahmen eines Rohdaten-Scans, die gelöschten Dateien aus den als gelöschten gekennzeichneten Bereichen ein. Häufig ist, in solchen Fällen, dann die Rekonstruktion des Original-Dateinamens oder der entsprechenden Zeitstempel nicht mehr möglich. Jedoch aber die Wiederherstellung der Daten. Um diese, im Rahmen eines Roh-Datenscans, erkennen zu können, muss die Software in der Lage sein, Meta-Informationen aus den Header-Daten interpretieren zu können.

Diese Funktion trennt die Spreu- vom Weizen zwischen kostenloser Software und kommerziellen Data Recovery Programmen. Gängige Dateiformate wie *.docx, *.xlsx oder *.mp3 werden hierbei zumeist problemlos erkannt. Spezifische oder exotischere Formate und Dateien, beispielsweise aus speziellen Warenwirtschaftssystemen, Finanzbuchhaltungsprogrammen oder Datenbanken werden von kostenloser Software in 90 % aller Fälle nicht erkannt.
Es ist somit sehr wichtig, sich darüber im Klaren zu sein welche Daten man retten möchte. Gleiches gilt übrigens für Bilder - die Wiederherstellung von Dateiformaten wie *.jpg, .gif, .png ist mit fast allen Tolls zur Wiederherstellung von Daten möglich, bei der Rekonstruktion von Fotos im RAW-Format fallen die meisten kostenlosen Programme (Freeware Photorec ist hier die löbliche Ausnahme) schlichtweg durch.
3. Die meisten Anwender gehen beim retten der Daten falsch vor
Es gibt Szenarien, indem Datenträger eine starke Anzahl von defekten Sektoren aufweisen, jedoch in Ihrer grundlegenden Funktion (noch) nicht beeinträchtigt sind. In einem solchem Szenario ist jederzeit mit einem Ausfall des Datenträgers zu rechnen. Dies ist der Grund weshalb gute kostenpflichtige Programme eine "Image"-Funktion beinhalten. Diese erlaubt eine sektorbasierte Kopie des Speichermediums. Jeglicher Wiederherstellungsversuch verläuft dann im Anschluß an diese Kopie und nicht mehr am Original. Freeware bietet diese Funktion nicht und die wenigsten Anwender (und leider auch IT-Fachhändler) nutzen sie nicht, sondern retten direkt vom Original, welches dann in einem solchen Szenario beim Scan jederzeit ausfallen und danach auch nicht mehr "reanimiert" werden kann.
4. Ruhig bleiben und Verstand einschalten - Erst informieren, dann handeln
Hektischer Aktionismus ist ein sehr schlechter Ratgeber nach einem Verlust von Daten. Zunächst sollte man die Situation betrachten und sich Fragen:
- Welchen Zustand hat mein Datenträger, ist er technisch o.k. oder angeschlagen ( Checken von S.M.A.R.T Parametern) ?
- Welche Art von Daten habe ich verloren und welche benötige ich hiervon zwingend zurück ?
- Unterstützt die Software meiner Wahl die wiederherzustellenden Datenformate ?
- Abhängig vom Zustand des Datenträgers - Benötige ich eine Image Funktion der Software ja / nein ?
- Versuchen Sie sicherzustellen, dass keine neuen Daten auf das Medium geschrieben wird, was gerettet werden soll.
- Vergessen Sie hierbei bitte nicht, dass allein schon ein Bootvorgang von Windows ein erhebliches Maß ein Schreibvorgängen auf dem Laufwerk C: des lokalen Datenträgers auslöst.
5. In den meisten Fällen reicht kostenlose Software
Für die meisten Anwender reicht der Einsatz von kostenloser Software oftmals aus. Zu nennen sind hier die Programme Recuva und Photorec. Zur Wiederherstellung spezifischerer Datenformate kann man auf R-Studio oder Produkte anderer Hersteller zurückgreifen. Dennoch raten wir vorab zu prüfen, ob die zu rettenden Dateiformate von der jeweiligen Software überhaupt unterstützt werden.
6. Wie kann ein Labor zur Datenrettung helfen ?
Wir bei KUERT Datenrettung haben es zu weit über 90 % mit physikalisch beschädigten Datenträgern zu tun. Eine physikalische Beschädigung beinhaltet jedoch auch immer eine zumeiste komplizierte logische Wiederherstellung von Daten, z.B. aufgrund einer sehr hohen Anzahl beschädigter Sektoren, beschädigten Administrationsdaten / MFT. Zum Tagesgeschäft eines Labors zur Datenrettung gehört es somit auch, dass wir es regelmäßig mit sehr komplexen Aufgabenstellungen zu tun haben. So entwickeln wir Algorithmen zur Erkennung von spezifischen Dateiformaten auf Basis von Original-Mustern und führen Rekonstruktionen in unterschiedlichen Modifikationen des Algorithmus mehrfach durch, um für unsere Kunden das bestmögliche Ergebnis zu erzielen und zwar auf allen unterschiedlichen Dateisystemen und in allen denkbaren Szenarien wie verschlüsseleten Partitionen mit defekten Sektoren, ausländischen Zeichensätzen und Sprachcodes usw.